Wildtierrettung

Folgend ein Artikel der einen beispielhaften Einblick in eine Rehkitzrettungsmission gibt:

TANGSTEDT      

Um 3.30h trifft sich die Gruppe für die heutige Mission: Jungwildrettung. Das Tageslicht bricht gerade an. Optimale Voraussetzungen für den geplanten Einsatz mit der Wärmebildkamera der Drohne.   Der Temperaturunterschied zwischen Boden und Lebewesen ist maßgeblich für eine gute Erkennung von Wärmequellen. Mit schwindendem Temperaturunterschied sinkt auch die Erkennungsrate. Von daher gilt es keine Zeit zu verlieren.

Nach einer kurzen Besprechung machen sich Drohnenpilot und Suchteams auf den Weg zum ersten Feld. Heute gilt es 40ha abzusuchen. Das ist eine große Fläche und bedarf einer guten Koordination, bevor die aufkommende Wärme die Suche mit der Wärmebildkamera erschwert.

Ein Drohnenpilot nebst Assistenten und drei Suchteams, je zwei Personen, teilen sich auf. Ausgerüstet mit Funkgeräten, Kescher und Korb. Während die Drohne in ca. 80 m Höhe das Feld nach Wärmequellen absucht, laufen die Suchteams aufgereiht der Länge nach das Feld ab.

Das Laufen im nassen Gras fällt schwer und trotz Gummistiefeln und Regenhose dringt die Nässe langsam durch. In diesem Moment zählt aber nur die Mission.

Aus dem Funkgerät erfolgt die Meldung eines Fundes. Das der Drohne am nächsten stehende Such Team macht sich auf den Weg. Es ist keine Zeit zu verlieren, da der Akku der Drohne nur eine kurze Flugdauer ermöglicht und jeder Akkuwechsel wertvolle Zeit kostet.

Hase im Gras

Im Eiltempo geht es, geführt durch das Drohnenteam, zum Fundort. Die letzten Schritte werden mit Bedacht getan, da der Kescher blitzschnell über das Rehkitz gebracht werden muss, um es einzufangen. Geschafft. Das Kitz fiept in schrillem, lautem Ton.

Wichtig ist das Kitz nicht mit den Händen zu berühren, damit es nicht den menschlichen Geruch annimmt und von der Ricke (dem Muttertier) nicht mehr akzeptiert wird. Daher erfolgt jeder Handgriff ausschließlich mit Handschuhen und einer dicken Schicht aus Gras zwischen Handschuh und Rehkitz.

Nun wird das Kitz behutsam in den Korb gelegt und dieser verschlossen.  Der Korb hat ausreichend Luftschlitze und wird behutsam am Feldrand abgelegt, die Position markiert und der Korb mit Gras bedeckt, um Sonnenschutz zu bieten.

Nach der Mahd wird das Kitz aus der Box genommen und an die Fundstelle zurückgebracht. Zumeist dauert es nicht lange, bis die Ricke das Kitz wiedergefunden hat und sie gemeinsam ihres Weges ziehen.

Nun holt sich das Such Team einen neuen Korb und die Suche wird fortgesetzt. Nicht jede Wärmequelle ist ein Fund. Auch ein Bett (Schlafplatz eines Rehs oder Rehkitz) kann auf der Wärmebildkamera wie ein Fund aussehen. Teilweise sind es auch Hasen, oder die Rehkitze sind schon so groß, dass sie aufspringen und weglaufen. Dann besteht aber die gute Hoffnung, dass sie auch vor der Mähmaschine flüchten und sich in Sicherheit bringen.

An diesem Morgen haben wir auf den 40ha insgesamt 13 Kreaturen gefunden, davon 5 in Kisten verbracht. Die Rehkitze bleiben noch bis nach der Mahd in Ihren sicheren Unterkünften und werden im Anschluss umgehend wieder zurückgesetzt. Auch wenn die Suche teilweise beschwerliche und kräftezehren ist. Die nassen Klamotten und schweren Beine sind vergessen, als wir das erste Kitz gefunden und in Sicherheit gebracht haben.  Bei der wunderschönen Morgensonne ist die Zeit wie verflogen. Inzwischen ist es 7h und wir verabschieden uns glücklich und erschöpft. Mission beendet. Für heute. Morgen wird sicher das nächste Feld gemäht. Bis dahin kehren wir wieder in unsere Berufe zurück und erfreuen uns der Gewissheit das Jungwild in Sicherheit zu wissen. Auch wenn morgen um 2.30h wieder der Wecker klingelt für die nächste Mission: Jungwildrettung.

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